Grundschule Wachtum liegt im Dornröschenschlaf
Quelle: Georg Meyer | 05.05.2022 Löningen
Der Ausbau der Grundschule Wachtum verzögert sich weiter. Noch immer fehlt die Baugenehmigung. Die Geduld der Rektorin ist inzwischen am Ende.
Wie ausgestorben wirkt die Grundschule Wachtum in diesen Tagen. Wer es nicht besser weiß, könnte glauben, die Sommerferien hätten bereits begonnen. Doch die Leere ist gewollt. Wegen der geplanten Schulerweiterung sind die Schüler im vergangenen August nach Löningen umgezogen. Das Gebäude wurde danach ausgeräumt. Der Ausbau tritt allerdings auf der Stelle.
„Zuerst hängte man ein halbes Jahr dran. Später war es dann schon ein ganzes.“ Marita Meyer
Schulleiterin Marita Meyer ist enttäuscht über den schleppenden Fortgang. Sie sitzt 8 Kilometer Luftlinie entfernt an ihrem Schreibtisch im Obergeschoss der Gelbrink-Grundschule. Ihre vier Klassen haben dort ein Übergangsdomizil gefunden. Die Räumlichkeiten wurden dafür extra umgebaut. Auch ein direkter Bustransfer ist eingerichtet. Meyer und ihr kleines Kollegium sind mit allem im Prinzip einverstanden. „Hätten wir allerdings gewusst, dass in diesem Schuljahr so wenig in Wachtum passiert, wären wir gleich dort geblieben“, sagt die Pädagogin.
Ursprünglich hatten die Arbeiten 1 gutes Jahr dauern sollen. So wird unter anderem eine Mensa mitsamt Küche für den Ganztagsunterricht geschaffen. Zwei bisherige Klassenräume werden dafür benötigt. Ein Anbau soll sie ersetzen. Doch schnell wurde klar, dass der Zeitplan nicht eingehalten werden kann. „Zuerst hängte man ein halbes Jahr dran. Später war es dann schon ein ganzes“, berichtet Meyer.
Wann die Schüler nach Wachtum zurückkehren können, ist derzeit unklar. Meyer, die vor 22 Jahren an die kleine Grundschule wechselte, hätte sie gern noch selbst wiedereröffnet. Sie war deshalb bereit, ihren Pensionseintritt zu verschieben. Diesen Plan hat sie jetzt aufgegeben. „Ich werde im Sommer gehen,“ bestätigt sie. Ihre Stelle wurde bereits ausgeschrieben.
Im Löninger Rathaus stößt der Frust der Rektorin teilweise auf Verständnis. „Natürlich ist es schade für Frau Meyer, denn sie hat seit 10 Jahren für den Ausbau gekämpft“, sagt Bürgermeister Burkhard Sibbel. Für die Verzögerunggebe es aber Gründe. Unter anderem müsse der Dachumbau verändert werden, weil die zentrale Lüftungsanlage mehr Platz benötige. Die Schule bekommt deshalb ein komplett neues Obergeschoss. Erstaunte Gesichter gab es auch nach der Untersuchung des Bodens hinter dem Schulgebäude. Dort, wo der Anbau entstehen wird, ist er nämlich kaum tragfähig. Eine Pfahlgründung ist notwendig. „Das bedeutet, dass die Erde auf bis zu 3 Meter Tiefe ausgehoben werden muss“, erklärt Fachbereichsleiter Andreas Brundiers. In die Tiefe gerammte Pfähle sorgen anschließend für die nötige Stabilität des darüber liegenden Gebäudes. Das gesamte Vorhaben wird durch die Änderungen deutlich teurer.
Bevor der Bagger anrücken darf, muss der Landkreis die veränderte Planung aber noch genehmigen. Die Papiere liegen inzwischen in Cloppenburg. Die Stadt wartet nur noch auf das Okay. Burkhard Sibbel bedauert, dass es bis dahin in Wachtum erst einmal nicht weitergeht. „Wir bemühen uns alle sehr, das gilt auch für den Landkreis.“ Der Bürgermeister hat sich bei der Schulleiterin und den Elternvertretern für die Verzögerungen entschuldigt. Allerdings fänden die Wachtumer Schüler am Gelbrink gute Lernbedingungen vor, betont er.
Die Stadt hat aus dem Vorfall inzwischen gelernt. „Wenn wir künftig etwas Neues planen, werden wir intensivere Voruntersuchungen anstellen“, sagt Burkhard Sibbel. Erst danach sollen die Vorhaben in den Rat gelangen. Auch personell soll dafür aufgerüstet werden. Das koste zwar Geld, erspare allen Beteiligten aber unangenehme Überraschungen.